Behandlung von Erwachsenen
Wir behandeln Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen:
Aphasie – Sprachstörung
Was ist eine Aphasie?
Der Begriff Aphasie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Sprachlosigkeit“. Eine Aphasie ist eine Sprachstörung, die durch eine Schädigung bestimmter Hirnareale entsteht – meist plötzlich.
In etwa 80 Prozent der Fälle ist ein Schlaganfall die Ursache. Weitere mögliche Auslöser sind Hirntumore, Schädel-Hirn-Traumata (z. B. nach einem Unfall), entzündliche Erkrankungen des Gehirns, Vergiftungen oder degenerative Prozesse.
Welche Bereiche können betroffen sein?
Eine Aphasie kann verschiedene sprachliche Ebenen in unterschiedlichem Ausmaß
beeinträchtigen:
- Wortfindung und Wortbedeutung
- Lautstruktur von Wörtern
- Satzbau und Grammatik
- Lesen, Schreiben und Zahlenverarbeitung
Sowohl das mündliche als auch das schriftliche Verstehen und Ausdrücken kann erschwert oder kaum noch möglich sein. Die Kommunikationsfähigkeit ist dadurch stark eingeschränkt – mit zum Teil gravierenden Auswirkungen auf das familiäre, soziale und berufliche Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen.
Wie hilft Sprachtherapie bei Aphasie?
Grundlage einer erfolgreichen Therapie ist eine sorgfältige Diagnostik: Es gilt, sowohl die sprachlichen Einschränkungen als auch die noch erhaltenen Fähigkeiten genau zu erfassen.
Die Behandlung erfolgt schrittweise und orientiert sich an den individuellen Ressourcen und Bedürfnissen. Ziel ist es, die sprachliche Kommunikationsfähigkeit systematisch zu verbessern – durch gezielten Aufbau und Ausbau gestörter Sprachfunktionen. Dabei werden alle sprachlichen Modalitäten (Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben) sinnvoll miteinander verknüpft und alltagsnah trainiert.
Dysarthrie – Sprechstörung
- Welche Ursachen gibt es? Dysarthrie kann bei fast allen neurologischen Erkrankungen des zentralen und peripheren motorischen Nervensystems auftreten. Häufige Ursachen sind:
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Trauma
- Multiple Sklerose (MS)
- Parkinson-Erkrankung
- Neurodegenerative Erkrankungen
- Folgen von Hirntumoren und deren Behandlung
- Leise Stimme
- Unscharfe Lautbildung
- Unzureichende oder unkontrollierte Atmung beim Sprechen
- Monotone oder abgehackte Sprechmelodie
- Näselnde, verlangsamte oder beschleunigte Sprechweise
- Übungsbehandlungen zur Verbesserung der Sprechmotorik
- Anpassung von Kommunikationshilfen
- Medikamentöse Maßnahmen
- Chirurgische Eingriffe
Dysphagie – Schluckstörung
Was ist Dysphagie?
Der Begriff Dysphagie setzt sich zusammen aus „Dys-“ (miss- oder erschwert) und „Phagia“ (essen bzw. schlucken). Schlucken ist ein komplexer Vorgang: Wir schlucken etwa 600 bis 2000 Mal innerhalb von 24 Stunden und produzieren dabei 1,5 bis 2 Liter Speichel. Für den Schluckvorgang sind rund 25 Muskeln und 5 Hirnnerven verantwortlich. Bei einer Schluckstörung (Dysphagie) ist der komplexe Vorgang des Schluckens beeinträchtigt.
Wie funktioniert das Schlucken?
Beim Schlucken wird Nahrung, Flüssigkeit oder Speichel aus der Mundhöhle über den Rachen und die Speiseröhre in den Magen transportiert. Wenn dieser Transport gestört ist, spricht man von einer Schluckstörung – der Dysphagie.
Welche Ursachen hat Dysphagie?
Schluckstörungen können vielfältige Ursachen haben, unter anderem:
- Neurologische Erkrankungen (z.B. Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose, andere neurodegenerative Erkrankungen)
- Folgen von Tumorbehandlungen im Mund-, Hals- oder Halswirbelsäulenbereich
- Psychogene Ursachen
- Altersbedingte Veränderungen (Presbyphagie)
Welche Symptome deuten auf Dysphagie hin?
Häufige Anzeichen sind:
- Husten und Räuspern während oder nach dem Essen und Trinken
- Fremdkörpergefühl oder Steckenbleiben von Nahrung im Hals
- Feuchte, gurgelnde Stimme
- Zunehmende Verschleimung der Atemwege
- Unklare Temperaturerhöhungen
- Gewichtsverlust und Austrocknung (Dehydration)
Welche Risiken bestehen?
Die Hauptgefahr bei Dysphagie ist das Verschlucken (Aspiration), bei dem Nahrung oder Flüssigkeit in die Lunge gelangen kann und eine Lungenentzündung auslöst.
Wie wird Dysphagie behandelt?
Die Therapie beginnt mit einer gründlichen HNO-ärztlichen und schlucktherapeutischen Diagnostik. Ziele der Behandlung sind:
- Wiederherstellung, Verbesserung und Erhalt der Schluckfähigkeit
- Übungen zur Stärkung der am Schlucken beteiligten Muskulatur
- Kompensatorische Techniken (Haltungsänderungen) die das Schlucken erleichtern
- Anpassung der Nahrungskonsistenz und Empfehlungen zum Kostaufbau
- Beratung zu Trink- und Esshilfen
Eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten, Patienten, Angehörigen, Therapeuten und Pflegepersonal ist für eine erfolgreiche Behandlung entscheidend.
Sprechapraxie – Störung der Planung von Sprechbewegungen
Was ist Sprechapraxie?
Sprechapraxie ist eine neurologisch bedingte Störung, die die Planung und Programmierung von Sprachlauten und Sprechbewegungen betrifft. Dabei ist die Fähigkeit beeinträchtigt, bewusst und willkürlich die Bewegungen der Sprechorgane zu koordinieren, um Laute oder Wörter korrekt zu produzieren. Betroffene Menschen haben Schwierigkeiten, die korrekte Lautabfolge zu planen und auszuführen, was häufig zu unverständlichem Sprechen führt.
Welche Ursachen hat Sprechapraxie?
Ursachen sind Hirnschädigungen, zum Beispiel durch:
- Schlaganfall
- Schädel-Hirn-Verletzungen
- Hirnentzündungen
- Hirntumore
Wie äußert sich Sprechapraxie?
Typische Symptome sind:
- Lautentstellungen
- Artikulatorische Suchbewegungen
- Lautersetzungen
- Störungen im Sprechrhythmus, etwa bei der Wortbetonung
Betroffene versuchen oft, sich selbst zu korrigieren, was jedoch meist nicht zu einer Verbesserung führt. Aufgrund des intakten Störungsbewusstseins entsteht bei vielen ein hoher Leidensdruck, da sie die Schwierigkeiten wahrnehmen, aber kaum eigenständig kompensieren können.
Wie wird Sprechapraxie behandelt?
Die Therapie orientiert sich am Schweregrad und der individuellen Ausprägung der Störung und setzt auf verschiedenen Ebenen an – von Lauten über Silben bis hin zu Wörtern. Ziel ist es, die sprechmotorischen Fähigkeiten zu verbessern und damit die Kommunikationsfähigkeit im Alltag zu erhalten oder wiederherzustellen.
Kognitve Dysphasie
Was ist eine kognitive Dysphasie?
Bei der kognitiven Dysphasie handelt es sich um eine Sprachverarbeitungsstörung, die durch Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten infolge einer Hirnschädigung entsteht. Kognition, abgeleitet vom Lateinischen „cognoscere“ bezeichnet alle geistigen Prozesse die es uns ermöglichen, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten, zu speichern und zu nutzen. Diese Störung betrifft vor allem die sprachliche Kommunikation und führt zu Schwierigkeiten beim Verstehen und Ausdrücken von Sprache sowie bei der Planung von Handlungen.
Welche Ursachen gibt es?
Ursachen für eine kognitive Dysphasie sind vielfältig, darunter:
- Schlaganfälle
- Traumatische Hirnverletzungen
- Demenzerkrankungen (z. B. Alzheimer)
- Andere neurologische Erkrankungen
Wie zeigt sich die kognitive Dysphasie?
Bei Demenzerkrankungen wie Alzheimer verläuft der Sprachverlust oft schleichend. Betroffene vergessen Wörter, haben Probleme, sich auszudrücken, und verlieren zunehmend die Fähigkeit, Gespräche zu führen.
Wie wird die kognitive Dysphasie behandelt?
Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind wichtig um die Auswirkung auf die Kommunikation zu minimieren und auch, wenn möglich, eine medikamentöse Therapie einzuleiten.
Die Therapie zielt darauf ab, die sprachlichen Fähigkeiten die vorhanden sind, zu aktivieren, zu fördern und dadurch so lange wie möglich die Kommunikation zu erhalten. Auch die Arbeit an der Biografie kann sinnvoll sein. Zusätzlich spielt die Beratung der Angehörigen eine große Rolle, um den Umgang mit den sprachlichen Defiziten im Alltag zu erleichtern. Unterstützend können auch Musik- und Kunsttherapie sein.
Therapie bei M. Parkinson
Was ist LSVT Loud?
LSVT LOUD ist ein Ansatz der Sprech-/Stimmtherapie, welcher im Speziellen für Morbus-Parkinson-Patienten mit Beeinträchtigungen des Sprechens entwickelt wurde. Er stammt ursprünglich aus den USA und hat sich über die Jahre als sehr wirksame Therapieform weltweit etabliert. Auch in unserer Praxis bieten wir die Therapie nach dem LSVT LOUD Konzept an.
Was bedeutet LSVT? Was unterscheidet LSVT LOUD und LSVT BIG?
LSVT steht als Abkürzung für „Lee Silverman Voice Treatment“. Es wird zwischen dem LSVT BIG aus dem Bereich der Ergotherapie und dem logopädischen LSVT LOUD unterschieden. Das LSVT LOUD zielt auf das Erreichen einer lauten und kräftigeren Sprechweise ab, während im LSVT BIG das Ausführen großer und weiter Bewegungen im Mittelpunkt steht.
Wann kommt LSVT LOUD zum Einsatz? Für wen ist LSVT LOUD sinnvoll?
Das LSVT LOUD Konzept wird bei Morbus-Parkinson-Patienten mit mäßig bis schweren Beeinträchtigungen angewendet. Bei fast 90 % aller Betroffenen treten im Verlauf der Krankheit Einschränkungen des Sprechens und der Stimme auf. Häufige Symptome sind eine eher undeutliche und monotone Sprechweise, eine geringe Sprechlautstärke sowie ein sehr langsames oder im Gegenteil sehr hohes Sprechtempo. Meist tritt eine reduzierte Stimmqualität auf, z. B. in Form von Heiserkeit oder einer rauen Stimme. Zudem ist die Selbstwahrnehmung der eigenen (leiseren) Stimme tendenziell beeinträchtigt. Insgesamt resultiert daraus für Erkrankte oft eine reduzierte Kommunikationsfähigkeit, die sich auf die Teilhabe und Interaktion im persönlichen Umfeld auswirken kann. Die LSVT LOUD Therapie setzt an der Stelle an und hat eine hohe Erfolgsquote. Besonders bei frühzeitigem Beginn der Behandlung nach ersten Symptomen sind gute Ergebnisse möglich. Diese zeigen sich in Form von gesteigerter Stimmkraft, Lautstärke und verbesserter Stimmqualität. Neben der Sprechfunktion kann LSVT LOUD auch die Schluckfunktion fördern und erhalten.
Liegt eine entsprechende Verordnung vor, behandeln wir bei medizinischer Indikation Patienten auch gerne zu Hause oder in einer Einrichtung.
Kontaktieren Sie uns gerne.